† Gerhart Klaus (1924-2020)

von Robert Baggenstos

Eine eindrückliche Erscheinung: Gross und hager schritt er durch die Korridore der Bezirksschule und durch die Strassen von Grenchen, mit hellem Blick einmal, dann wieder scheinbar versunken in seiner Welt der Gedanken und Ideen ein andermal.

Geboren wurde Gerhart Klaus am 20. Januar 1924 in Derendingen. Er wuchs ab seinem dritten Lebensjahr in Olten auf, wo er die Schulen und in Solothurn das Lehrerseminar besuchte. Anschliessend bildete er sich an der Universität Zürich weiter zum Bezirkslehrer aus und fand danach eine Anstellung in Grenchen, zunächst als Primarlehrer, einige Jahre später als Bezirkslehrer. Mit seiner Frau Theres baute er ein Haus hoch oben an der Waldeggstrasse, wo er einen weiten und freien Blick über die Stadt und vor allem hinauf an den gestirnten Himmel fand. Das Ehepaar Klaus hatte drei Töchter.

Gerhart Klaus war ein Lehrer, der stets einen äusserst respektvollen und liebevollen Umgang mit den jungen Menschen pflegte. Und bei  zahlreichen seiner Schülerinnen und Schülern verstand er es, den Funken der Begeisterung für die Naturwissenschaften zu entzünden – ganz besonders natürlich bei seinen leidenschaftlichen Themen, wenn es um Sonne, Mond und Sterne ging. Er war ein Naturwissenschafter, der weder Ruhm noch Auszeichnungen suchte, der jedoch in seinen Fachgebieten unwahrscheinlich gebildet war und sich auch bis ins hohe Alter autodidaktisch weiter bildete. Noch in seinem 95. Altersjahr verbrachte er täglich viele Stunde im Internet, suchte und fand neue Einsichten in naturwissenschaftliche Bereiche oder neue Lösungen für komplexe technische Probleme. Gerhart Klaus war ein genialer Theoretiker und gleichzeitig auch ein äusserst begabter und kreativer Praktiker. Mit verhältnismässig einfachen Mitteln und Materialien baute er sowohl Unterwasserkameras als auch Himmelsteleskope und andere Beobachtungs- und Messinstrumente, mit welchen ihm Aufnahmen und Messungen gelangen in einer Qualität, die zu jener Zeit nur von grossen Hochschulinstituten mit enormem technischem Aufwand erreicht wurden.

Ein ganz besonderer Verdienst gebührt Gerhart Klaus als eigentlicher Spiritus rector bei der Gründung, bei der Planung und beim Bau der Jurasternwarte auf dem Unteren Grenchenberg im Jahre 1976.

Im Jahre 2016 verlor Gerhart Klaus seine geliebte Frau Theres, und er zog 2017 in die Altersresidenz Tertianum nach Solothurn. Am vergangenen 12. Januar erlitt er zum zweiten Mal einen Oberschenkelhalsbruch und musste am folgenden Tag operiert werden. Aus der Narkose ist er nicht mehr aufgewacht.

Sein letztes Buch, das er noch bis zur Mitte zu lesen vermochte, hiess ‚Es werde Licht‘ von Frido und Christine Mann – ein Buch über die Quantenphysik.